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Die 4-Tage-Woche

Ein Gewinn für Mitarbeiter*innen und Unternehmen?





Acht Stunden am Tag arbeiten an fünf Tagen pro Woche gilt allgemein hin als „normal“. Aber ist eine 5-Tage-Woche noch zeitgemäß? Denn was bedeutet schon „normal“? Um 1800 waren 10 bis 12 Stunden Arbeit pro Tag an sechs Tagen in der Woche die Regel. Was normal ist und was nicht, ist demzufolge immer an die aktuelle Zeit geknüpft und Veränderung unterworfen.


Die 4-Tage-Woche als Antwort auf neue Erwartungen an Arbeit und Beruf

Auch die Erwartungen an Arbeit verändern sich. Die Corona-Pandemie hat Themen wie flexibles Arbeiten und New Work vorangetrieben und spätestens die Generation Z geht mit einer ganz neuen Haltung an Arbeit heran. Diese muss einen Mehrwert bieten und Sinn stiften. Gleichzeitig werden Werte in Bezug auf Familie, Freizeit und Gesundheit wieder wichtiger. Der Beruf soll vereinbar sein mit Privatem. Es geht also auch um ein gesundes Verhältnis zwischen Arbeit und freier Zeit. Modelle wie das der 4-Tage-Woche kommen hier fast wie gerufen. Und tatsächlich bieten bereits einige Unternehmen eine 4-Tage-Woche an oder stellen komplett darauf um. Auch um den neuen Erwartungen an Arbeit gerecht zu werden und so Bewerber*innen anzusprechen.


Eine 4-Tage-Woche ist nicht gleich eine 4-Tage-Woche

Wenn von einer 4-Tage-Woche die Rede ist, muss allerdings berücksichtigt werden, dass es dabei verschiedene Konzepte gibt. Auch das Ableisten der „normalen“ 40 Stunden innerhalb von vier Tagen zählt hier dazu. Ob das wirklich Sinn der Sache ist, sei offen gelassen. Andere Modelle nehmen die 4-Tage-Woche insofern mit einer Reduktion der Arbeitszeit auf 32 Stunden wörtlich. Das kann als Teilzeit mit reduziertem Gehalt realisiert werden. Oder mit Beibehalten des vollen Gehalts. Immer mehr Menschen, beispielsweise auch die Ökonomin Juliet Schor, plädieren für letzteres.


Volles Gehalt bei weniger Arbeit?

Manch ein Unternehmer wird, verständlicherweise, bei diesem Konzept zuerst den Kopf schütteln. Wieso sollte weniger Arbeitszeit mit vollem Gehalt bezahlt werden? Auf den ersten Blick scheint das nur Vorteile für die Arbeitnehmer*innen zu bieten. Diese besagten Vorteile werden auch durch diverse Studien bestätigt: Das mehr an Freizeit bei einer 4-Tage-Woche führt zu mehr Erholung, verbessert die Gesundheit, beugt Burnout vor und bedingt mehr Zufriedenheit im Beruf. Genau dieser Effekt hat jedoch einen entscheidenden Wirkung auf das Unternehmen. Die Mitarbeitenden sind leistungsfähiger, produktiver, kreativer und motivierter. Die Fehltage aufgrund von Krankheit gehen zurück. Ebenso die Fluktuation. Gleichzeitig profitiert das Unternehmen durch einen geringeren Energie- und Materialverbrauch. Gleiches gilt für die Umwelt, die auch dankbar ist über einen Tag weniger an Berufspendlern. Der Kernpunkt des Konzepts ist der folgende: Zwar wird die Arbeitszeit reduziert, die Arbeitsleistung jedoch nicht. Eine Kürzung des Gehalts wäre damit nicht gerechtfertigt. Einige Studien zeigen nach Einführung einer 4-Tage-Woche (á 32h) sogar eine zusätzliche Steigerung der Produktivität im Vergleich zu einer 5-Tage-Woche mit 40 Stunden. Das klingt auf den ersten Blick vorschnell nach einer Win-Win-Situation. Richtig umgesetzt kann es das auch sein. Dafür braucht es jedoch oftmals eine umfassende Neustrukturierung innerhalb des Unternehmens und der Arbeit selbst, sodass effizienteres Arbeiten möglich ist. Das erfordert Zeit, Aufwand und Veränderungsbereitschaft. Aber allein ein erster Blick kann sich hier bereits Blick lohnen. Eine Frage als Beispiel: Wie viele unserer Meetings sind wirklich nötig? (Häufige Antwort: Die Wenigsten).

Für manche Branchen hingegen scheint das Konzept einer 4-Tage-Woche mit reduzierten Stunden nicht umsetzbar, beispielsweise in der Produktion oder im Gesundheitswesen. In einem Experiment in Schweden aus dem Jahr 2014 wurde allerdings in einem Krankenhaus die Arbeitszeit der Pflegekräfte reduziert und zur Kompensation zusätzliche Arbeitskräfte eingestellt. Infolge leisteten nicht nur alle bessere Arbeit, sondern die zusätzlichen Kosten für die neuen Pflegekräfte wurden mittels der Einsparungen aus den reduzierten Krankheitstagen ausgeglichen. Die Art der Umsetzung mag nicht für jedes Unternehmen funktionieren, soll aber einen Denkanstoß geben das Prinzip der „normalen“ Arbeitswoche zu überdenken. Denn vielleicht ist genau jetzt der Zeitpunkt gekommen für einen neues „Normal“.


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