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BURNOUT - Wann muss ich aus meinem Hamsterrad aussteigen?




Achtsamkeit im beruflichen Alltag bedeutet auch, sich des eigenen Stress-Levels bewusst zu werden. Manchmal sind wir schließlich so im Hamsterrad unserer eigenen Herkules-Aufgaben gefangen, dass das Rad des Lebens nur so an uns vorbeizuziehen scheint – die Farben verschwimmen, Balance zu finden wird immer schwieriger und wir können kaum Schritt halten mit der Geschwindigkeit unseres Lebens. Steigen wir also nicht von Zeit zu Zeit aus unserem Hamsterrad aus und sammeln uns kurz, so besteht die Gefahr, statt eines Höhenflugs, kopfüber einen Sturzflug hinzulegen und am eigenen Tatendrang und Druck zu ‚verbrennen‘ – zu verbrennen bis zum Burnout, einem gesellschaftlichen Phänomen unserer modernen Leistungsgesellschaft.


Symptome von Burnouts reichen von physischen über psychische über geistige bis zu sozialen Auswirkungen auf Betroffene. Das berufliche „Ausgebranntsein“ kann mit einem Gefühl der Verausgabung, Müdigkeit, Infektanfälligkeit, Kopfschmerzen, Magen-Darm-Problemen, Schlaflosigkeit, emotionaler Labilität, sozialem Rückzug sowie rigidem und unflexiblem Denken einhergehen.


Möchte man persönlich einschätzen, wie stark die eigene Stressbelastung beziehungsweise Burnout-Gefährdung ist, so kann man das theoretische 12-Stufen-Modell des Psychoanalytikers Herbert Freudenberger und seiner Kollegin Gail North zur Hilfe nehmen. In diesem 12-Stufen-Modell werden nicht nur potenzielle psychische Belastungsfaktoren anschaulich dargestellt, sondern Mitarbeiter*innen und Führungskräfte auch zur Selbstreflexion und Sensibilisierung für das Thema angeregt. Hier eine Übersicht der 12 Phasen, die so oder auf ähnliche Art und Weise, jedoch auch in unterschiedlicher Reihenfolge, auftreten könnten:


Phase 1: Der Zwang sich zu beweisen. Gefährdet sind tendenziell ehrgeizige und perfektionistische Menschen, die ihre Arbeit besonders gut machen wollen: Oft tritt Angst auf, nicht mehr als 100% zu geben und ausgezeichnete Performance wird zwanghaft.


Phase 2: Verstärkter Einsatz. Das Gefühl alles selbst und dringlich machen zu müssen, baut sich immer mehr auf – Delegation fällt schwer: „Abgeben? Nein, das mache ich lieber selbst“.


Phase 3: Vernachlässigung der eigenen Bedürfnisse. Für Betroffene werden soziale Bedürfnisse zweitrangig, der Lebensstil wird ungesünder und es treten erste kleine Fehlleistungen auf. Ein ‚tougher‘ Zustand im beruflichen Kontext tritt auf.


Phase 4: Verdrängung von Konflikten und Bedürfnissen. Erste körperliche Symptome, wie Schlafmangel, sowie zunehmende Konflikte mit Mitmenschen werden nicht als solche wahrgenommen. Fehlleistungen, Unpünktlichkeit, Terminkumulationen oder gar vergessene Termine, häufen sich.


Phase 5: Umdeutung von Werten. Die Betroffenen stumpfen emotional ab, scheinen hart und berechnend zu werden.


Phase 6: Verleugnung der Probleme. Ein zynischer, verbitterter Umgangston mit der Umwelt schleicht sich ein. Auch Leistungseinbußen und körperliche Beschwerden machen sich bemerkbar.


Phase 7: Rückzug. Familie, Freunde und Partner werden als Belastung empfunden, die Kritikfähigkeit nimmt ab und eine Hoffnungs- und Orientierungslosigkeit stellen sich ein. Das berufliche Motto ändert sich zum ‚Dienst nach Vorschrift‘.


Phase 8: Verhaltensänderung. Den Betroffenen wird zunehmend alles egal, Paranoia tritt auf und jede neue Arbeitsanforderung wird als Belastung wahrgenommen.


Phase 9: Depersonalisation. In dieser Phase wird empfunden, nicht mehr man selbst zu sein, sondern nur noch zu funktionieren. Das Leben wird als sinnlos und unentrinnbar gesehen, die eigene Gesundheit vernachlässigt.


Phase 10: Innere Leere. Phobien und Panikattacken sind in dieser Phase möglich. Mutlosigkeit und Angst herrschen vor.


Phase 11: Depression. Tiefe Verzweiflung, Selbsthass, der Wunsch nicht mehr aufwachen zu müssen und Suizid-Gedanken treten auf.


Phase 12: Völlige Erschöpfung. Der absolute Notfall. Es kommt zum körperlichen, physischen und emotionalen Zusammenbruch.


Um eine der fortgeschrittenen Phasen im Burnout-Verlaufsmodell also gar nicht erst zu erreichen, bewirkt mehr Achtsamkeit im Alltag Wunder. Einfach mal aus dem Hamsterrad aussteigen. Sich sammeln. Ob man nun für Entspannungstechniken, bewusste Pausen, ausreichend Schlaf oder Rückzugsinseln sorgt, der bevorzugte Weg kann individuell gewählt werden. Entscheidend ist lediglich, bei Anzeichen von Überlastungs-Symptomen rechtzeitig das eigene Hamsterrad zu verlassen und innezuhalten. Wie steht es um deine Stressbelastung? Welche Tipps kannst DU anderen mitgeben? Wir freuen uns auf unterschiedlichste Hamsterrad-Not-Aus-Schaltpläne in den Kommentaren.

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