
Du hast Dein Unternehmen COX Coaching & Consulting vor fünf Jahren gegründet. Was hat Dich dazu veranlasst, selbst gründen zu wollen?
Ich habe schon mit 30 den Wunsch verspürt, mich später einmal selbstständig zu machen. Das ist dann mit der Zeit in Vergessenheit geraten. Irgendwann ist dann aber tatsächlich die Opportunität entstanden zu sagen: „Jetzt mache ich es einfach“. Die innere Sicht auf meine Kompetenzen hat zur Erkenntnis geführt, dass die Kombination aus Unternehmensberatung, Leadership Development und Coaching etwas sehr Kraftvolles ist. Ich erkannte die Stärke in einem Angebot dieser Art. Das sind alles Kompetenzen, die ich über viele Jahre Erfahrung mitgebracht habe und die sich gut ergänzen. So ist COX Coaching & Consulting entstanden.
Was war für Dich der Punkt, wo sich die Gründung richtig und wichtig anfühlte?
Zum einen ist für mich das Thema Selbstständigkeit verbunden mit dem Wunsch nach Selbstbestimmtheit, Gestaltungsfreiheit und unternehmerischem Denken. Das sind totale Treiber für mich. Die eigenen Ideen umsetzen zu können, war für mich eine große Motivation.
Gab es etwas in der Beratungsbranche, was Du in deinem Unternehmen anders machen wolltest als Unternehmerin?
Ich sah Änderungsbedarf in der Art und Weise der Zusammenarbeit. Auch die Vorstellung davon „Wie will ich arbeiten? Mit wem will ich arbeiten?“ waren sicherlich Treiber. Was dazukommt, ist, ich bin ein totaler kunden- und serviceorientierter Mensch. Für mich war immer klar, dass am Ende des Tages die Kundin zufrieden sein soll. Diese Zentrierung kann man selbstständig viel besser ausleben, als wenn man an bestimmte Regularien einer Organisation gebunden ist. Ich wollte nicht noch eine Schablone und noch eine Standardlösung bieten. Das Individuelle hat mich immer schon am meisten gereizt.
Wir haben uns jetzt zu Deinem inneren Antrieb unterhalten. Was hat Dich in der Gründungsphase am meisten angetrieben, diesen Schritt zu gehen? Hat es viel Mut gebraucht?
Der Mut, den es brauchte, war, aus meiner Sicht, nicht so groß. Die Leitfrage für mich war immer: „Was ist das Schlimmste, das passieren kann?“. Und das Schlimmste, was passieren konnte, war, dass es nicht funktioniert. In meiner Situation war das Risiko überschaubar. Ich bin da sehr spielerisch herangetreten und denke, diese Haltung hat mir viel Freiheit geschenkt und mich ausprobieren lassen. Ich habe gesehen: Was funktioniert? Was funktioniert nicht? Wie gehe ich damit um? Wie fühle ich mich wohl? Was funktioniert am Markt? Bei der Gründung wusste ich nicht, ob meine Ideen funktionieren oder nicht funktionieren würde. Aber was hätte denn schon großartig passieren können?
Das ist eine wunderbare Frage, die man sich selbst stellen kann. Wie war es in der Gründungszeit, hast Du da Unterstützung vom Umfeld erlebt oder hat es das gar nicht so gebraucht?
Es gab ein paar Menschen, die mich einfach nur durch manche Aussagen beeinflusst haben. Also die Idee, selbst zu gründen oder, dass die Themen Coaching, Beratung, Führung gut zusammenpassen, kam in meiner Ausbildung über eine der Ausbildnerinnen. Sie meinte: „Mit deiner Kombination an Kenntnissen hättest Du ein super Angebot – das gibt es nicht so oft am Markt und es könnte gut zusammenpassen.“ Das hat mich erst zum Reflektieren gebracht. Zum anderen habe ich gemerkt, wie sehr mir diese Kombination Freude macht. Als bei mir der Entschluss gestanden ist - „Ich mache es“ - hatte ich enge Freunde und auch ehemalige Kollegen, mit denen ich mich ausgetauscht habe und die mich auch bestärkt haben. Aber im Grunde musst Du es selbst wollen, dahinterstehen und umsetzen. Die Entscheidung nimmt Dir keiner ab, aber natürlich bekommst Du Impulse und für diese bin ich sehr dankbar. Als Unternehmerin bist Du plötzlich für alles verantwortlich – von der Website bis zur Buchhaltung, von der Steuererklärung bis zur Bestellung von Büromaterialien, vom Marketing bis zur Umsetzung. Erst dann merkst Du, wie viel daran hängt. Mit zunehmender Anzahl an Mitarbeitenden kommt dann auch dazu: „Das haben wir noch nicht, aber das brauchen wir jetzt – Wie machen wir das?“. Dieses Aufbauen, dieses Arbeiten am Unternehmen, das ist das, was mich begeistert. Das Arbeiten am Unternehmen macht mir mindestens genauso viel Spaß wie das Arbeiten im Unternehmen. Das ist bei Gründern oft gefährlich: Manche wollen nur im Unternehmen arbeiten, aber nicht am Unternehmen. Das kann zum Scheitern führen. Auch archivierte Unternehmen können daran scheitern, wenn sie nicht am Unternehmen arbeiten und einmal überlegen: „Wie entwickeln wir uns weiter?“. Mir macht beides zu gleichen Teilen Spaß und das muss man schon mitbringen.
Was würdest Du also anderen Gründer*innen raten?
Du brauchst idealerweise Leidenschaft für das, was Du tust, ansonsten sollte man es lieber lassen. Zudem brauchst Du auch Leidensbereitschaft, denn es ist nicht alles Gold, was glänzt. Viele Gründer*innen denken vielleicht, das ginge nebenbei – aber Gründen ist kein Halbtagsjob. Zudem braucht es sicherlich Mut und Entscheidungsfähigkeit, getragen von Kompetenzen und einem guten Netzwerk. Irgendwann steht man auch vor der Entscheidung: Bleibe ich allein oder will ich wachsen? Je nach Entscheidung, steht man dann vor unterschiedlichen Herausforderungen. Wenn ich gründe und allein bleibe, ist das etwas ganz Anderes, als wenn ich gründe und ein Unternehmen aufbaue.
Du hast Dich für das Aufbauen eines Unternehmens entschieden. Du hast allein gestartet, mittlerweile sind wir zu sechst. Kannst Du den Weg dorthin beschreiben?
Ein Wort: Verrückt (*lacht*). Wenn ich die letzten fünf Jahre revue passieren lasse: Vom Start der Coaching-Ausbildung in das „Oh, das macht mir Spaß“ bis hin zu einem „Ah, das könnte ich sogar machen“. Es folgte die Gründung. Dann kam der erste Kunde. Es folgten ein zweiter Kunde, ein dritter Kunde, vierter Kunde. Ich sah: Das funktioniert. Ende 2018/19 zog ich in meinen ersten Büroraum ein – „me, myself and I“. Das Geschäft wuchs, Corona kam, das Geschäft wuchs weiter, meine erste Mitarbeiterin kam, das Geschäft wuchs. Dann folgte der Umzug in unser aktuelles Büro. Vor einem Jahr haben wir noch die Möbel zu zweit raufgeschleppt und wenn uns jemand nach dem Team fragte, sagten wir, wir seien zu zweit aber „Wir wollen mehr werden“. Da war noch gar nicht absehbar, dass wir heute zu sechst sind. Und das ist natürlich verrückt. Ich wollte nie allein bleiben und immer ein Team aufbauen. Aber, dass das Wachstum in den letzten eineinhalb Jahren so gekommen ist, wie es gekommen ist, ist verrückt. Verrückt schön und verrückt anstrengend. 2021/22 waren sicher die anstrengendsten Jahre seit der Gründung für mich. Der Shift von „me, myself and I“ zum Team hat viele Ressourcen in Anspruch genommen und die Umstellung wird weiter Zeit brauchen, bevor eine neue Entwicklung kommt.
Auf ein Schlusswort?
Zu sehen, wie kurz Leute in unserem Team da sein können und schon wirklich DA sind, ist sehr schön. Auch schön ist: Zu sehen, wie schnell Veränderungen vonstatten gehen können. Zu sehen, wie cool es ist, ständig zu lernen und voneinander zu lernen. Allein zu arbeiten, war auch eine gute Erfahrung, aber jetzt bereitet es mir große Freude, zu sehen, wie wir zusammenwachsen und miteinander wachsen. Und das ist der Punkt: Es muss einfach Freude machen.